Omnichannel
Im Geschäft vor Ort neue Möbel ansehen, nach Bedenkzeit vom Smartphone aus im Online-Shop des Händlers kaufen und den Support per WhatsApp erreichen – Kunden erwarten heute eine nahtlose Verschmelzung von Online- und Offline-Kanälen. Unternehmen müssen reagieren: Die Zukunft gehört dem Omnichannel Retail. Wir erklären, warum es nicht ausreicht, auf allen Kanälen präsent zu sein, welche Vorteile Omnichannel bietet und stellen Beispiele für erfolgreiche Unternehmenstransformationen vor.
Definition: Was ist Omnichannel?
Omnichannel bezeichnet die Verknüpfung sämtlicher Vertriebs- und Kommunikationskanäle eines Unternehmens mit dem Ziel, Kunden ein konsistentes Kauferlebnis zu ermöglichen, schnelle Kaufabschlüsse zu erzielen und die Kundentreue zu verbessern.
Verhalten und Interessen von Kunden werden an verschiedenen Touchpoints datenbasiert erhoben und stehen auch in allen anderen Kanälen zur Verfügung. Ein Kunde kann im Omnichannel Retail jederzeit von einem Kanal zum anderen wechseln und seine Customer Journey nahtlos fortsetzen – wenn Unternehmen strategisch vorgehen.
Omnichannel vs. Multichannel – Was ist der Unterschied?
Dass Unternehmen neben stationären Geschäften auch einen Online-Shops betreiben und auf Social Media aktiv sind, hat sich zum Standard entwickelt. Unternehmen betreiben seit Jahrzehnten Multichannel Retail: Sie versuchen ihre Produkte und ihre Botschaften auf möglichst vielen Kanälen an ihre potenziellen Kunden zu bringen. In der Vergangenheit waren die unterschiedlichen Kanäle allerdings meist nicht aufeinander abgestimmt.
Was bedeutet Multichannel für Kunden?
Das Marketing des Online-Shops verfolgt dann eigene Ziele und entwickelt Kampagnen unabhängig vom stationären Handel. Eine Facebook-Anzeige für ein Event im Ladenlokal? Eine E-Mail-Kampagne, die nach einem Kauf im Ladengeschäft ein nützliches Zusatzprodukt anbietet? Beim Multichannel Retail nicht durchführbar.
In Konzernen kann der Ansatz so weit führen, dass die Preise der lokalen Geschäfte nicht mit den Preisen im Online-Handel übereinstimmen. Kunden, denen das auffällt, fühlen sich getäuscht. Das Unternehmen verliert an Vertrauen und Reputation.
Nicht nur die Aktivitäten in den einzelnen Kanälen bleiben getrennt, auch Daten über Kunden und ihr Verhalten fließen nicht zusammen, sodass Kunden ihre Customer Journey anders als beim Omnichannel Retailing auf jedem neuen Kanal von Null beginnen.
Was bedeutet Omnichannel für Kunden?
Der Omnichannel-Ansatz ist holistisch: Sämtliche Unternehmenskanäle sind miteinander verknüpft. Mit Zustimmung des Kunden werden Daten über ihn gespeichert, sodass er ab dem ersten Kontakt eine konsistente und personalisierte Kauferfahrung erhält. Egal, ob er vom Smartphone, im Ladengeschäft oder im Online-Shop mit dem Unternehmen in Kontakt tritt.
Ein Beispiel: Max möchte sich einen neuen Schlafzimmerschrank kaufen. Im Online-Shop eines lokalen Unternehmens sieht er sich einige Modelle an. Später erhält er auf Instagram eine Anzeige für ähnliche Produkte der Marke. Er beschließt sich im stationären Geschäft seinen Favoriten anzusehen. Die Ware lässt er sich liefern. Da er kein Bargeld dabei hat, bezahlt er über eine App. Eine Ankündigung zur Lieferung erhält er per E-Mail. Als er sich wegen eines fehlenden Zubehörs via WhatsApp beim Kundensupport meldet, können sie sein Anliegen sofort zuordnen und helfen ihm unkompliziert weiter.
Vorteile von Omnichannel Retail
Egal, ob Unternehmen ausschließlich verschiedene Online-Kanäle oder Offline- und Online-Kanäle in Kombination bedienen (wollen), es gibt viele Gründe, die für Omnichannel Retail sprechen.
Kundenerwartungen erfüllen
Eine Single-Channel-Strategie zu verfolgen, können sich Unternehmen heute schlicht nicht mehr leisten. Kunden erwarten, spontan zwischen digitalen Kanälen und Offline-Erlebnissen wechseln zu können. Laut Salesforce Connected Customer Report kann das Gesamterlebnis einer Marke sogar wichtiger sein als das eigentliche Produkt.
Höherer Umsatz und stärkere Kundenbindung
Die Vernetzung der Kanäle reduziert Kaufabbrüche und erhöht den Umsatz. Sie ermöglicht es auch, mit Kunden über den ersten Kauf hinaus in Kontakt zu bleiben und so weitere Verkäufe zu realisieren.
Bessere User Experience
Die Omnichannel-Strategie sorgt nicht nur für einen einheitlichen Markenauftritt nach außen und eine einfache Orientierung des Nutzers. Durch die genaue Kenntnis des Kundenverhaltens können seine Fragen und Probleme vom Support schneller geklärt werden und er kann personalisierte Angebote erhalten.
Agilität und Flexibilität
Auch aufgrund der technologischen Entwicklung ist die Fokussierung auf einen oder wenige Kanäle riskant: Denn Kanäle, die heute stark sind, können in Zukunft an Bedeutung verlieren. Wer eine holistische Omnichannel-Strategie verfolgt, erkennt Trends früher und kann flexibel umsteuern.
Herausforderungen im Omnichannel E-Commerce
Der Schlüssel zum Erfolg im E-Commerce sind vernetzte Produkt- und Kundendaten. Wer die Wünsche seiner (potenziellen) Kunden am besten kennt und bedient, kann sich vom Wettbewerb absetzen. Omnichannel Retail verspricht, genau diesen Wissensvorsprung zu verschaffen. Dafür brauchen Unternehmen allerdings die richtige technologische, prozessuale und organisatorische Basis: Sämtliche Systeme müssen vernetzt werden. Daten müssen frei fließen können. Sie müssen gepflegt und regelmäßig analysiert werden. Abteilungen müssen kanalübergreifend Zugriff auf Informationen haben und den Kunden in den Fokus stellen.
Ein Schlüsselelement ist die Synchronisation der Produktdaten: Um in Echtzeit korrekte Lagerbestände in allen Kanälen anzuzeigen, müssen ERP-System, Online-Shop weiteren Systeme verbunden werden. Je mehr Quellsysteme vorhanden, desto anspruchsvoller die Integration. Für eine optimale User Experience ist sie jedoch unerlässlich. Denn stimmt die Beschreibung im Online-Shop nicht mit dem hinterlegten Produkt überein oder ist die Ware trotz gegenteiliger Anzeige im Lager nicht vorrätig, drohen Kundenbeschwerden. Es kommt zu Retouren und dem Unternehmen entstehen vermeidbare Kosten.
Steht die Basisinfrastruktur, sollten Unternehmen Kundenprofile über Analytics-Tools erstellen. Neben Stammdaten wie Adresse oder Telefonnummer führen Kundenprofile im Idealfall Käufe an allen Touchpoints auf. Auch das Verhalten eines Kunden in digitalen Kanälen, je nach Zustimmung, wird detailliert erfasst. Aus der Zusammenschau von Verhaltens- und Produktdaten ergeben sich wertvolle Hinweise, die sich für personalisierte Marketingkampagnen, die Optimierung des Produktsortiments und des Kundenservices nutzen lassen.
Häufige Fragen rund um Omnichannel
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Laufend entstehen neue Omnichannel Retail Trends – vor allem im Digitalen. Seit der Corona-Pandemie haben die digitalen Kanäle im Omnichannel-Mix nochmals an Bedeutung gewonnen. 70 Prozent der lokalen Einzelhändler haben digitale Aktivitäten initiiert oder verstärkt. Ein anderer Trend laut Venturebeat: Videos auf Social-Media-Plattformen, über die Unternehmen direkt zu Produkten in ihren Online-Shops verlinken. Tiktok hat dieses Feature bereits für einen ersten Nutzerkreis ausgerollt.
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Eine Omnichannel Customer Experience ist das Ergebnis einer erfolgreichen Omnichannel-Strategie: Kunden können Touchpoints spontan und situativ wechseln und erleben jederzeit einen personalisierten und konsistenten Markenauftritt, sodass sie sich leicht zurechtfinden. Ihre Customer Journey setzen sie nahtlos fort, unabhängig von Gerät und Kanal.
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Bevor Unternehmen neue IT-Lösungen einführen, sollten sie ihre Kundenbasis analysieren. Welche Kanäle sind gefragt? Wie wollen Kunden kommunizieren? Testen sollten sie auch den aktuellen Datenfluss und die Möglichkeiten, vorhandene Systeme zu integrieren. So erkennen sie, wo Handlungsbedarf besteht und können die Omnichannel-Erfahrung für Kunden und das interne Datenmanagement sukzessive verbessern.
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